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1. Kirchenmusikalische Werkwoche im Bistum Würzburg – Ein Erlebnisbericht“

Erstmalig veranstaltete die Fachstelle Kirchenmusik im Bistum Würzburg eine "Kirchenmusikalische Werkwoche" als Fortbildungsveranstaltung für die neben- und ehrenamtlich tätigen Kirchenmusiker/innen des Bistums.

Der Einladung von DMD Rainer Aberle und dem Team der hauptamtlichen Kolleg/innen folgten ca 35 Teilnehmer/innen: Leiter/innen von Kinder-, Jugend- und Erwachsenenchören, Organisten/innen und Kantoren/innen. Diese nahmen sehr engagiert vom 29. Juli bis 2. August an der Werkwoche in Würzburg teil.

Hervorragende Übernachtungsmöglichkeiten boten hierbei das Priesterseminar und das Burkardushaus mit ausgezeichneten Gästezimmern und kulinarischer Verpflegung. Ferner erwies sich das Priesterseminar als zentraler Veranstaltungsort als sehr geeignet, denn es bietet ideale Möglichkeiten: sehr ansprechende Tagungsräume, die Hauskapelle, die Seminarkirche St. Michael und schließlich auch die gemeinsamen Mittag- und Abendessen als Orte der Begegnung.

Die praktischen Kurse – insgesamt wurden 12 verschiedene Kurse angeboten, wovon jeder Teilnehmerin/jedem Teilnehmer vier Kurse zur Auswahl standen – fanden an zentral gelegenen Orgeln in Würzburg statt: St. Michael (Klais, III/35), St. Peter und Paul (Vleugels, III/55), St. Adalbero (Rensch, III/52) und die Franziskanerkirche (Klais, III/36).

Domvikar Paul Weismantel begleitete als Geistlicher Leiter die Werkwoche.

  

Auftakt am Montag

Am Montagnachmittag begrüßte DMD Rainer Aberle alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Aula des Priesterseminars und stellte den Plan der Werkwoche vor. Nach der anschließenden ersten gemeinsamen Chorprobe feierten alle mit Domvikar Paul Weismantel die Vesper in der Hauskapelle des Priesterseminars und konnten so die gemeinsam geprobten Lieder in die Vesper einbringen. Das Abendessen und der Besuch des grandiosen Orgelkonzerts von Kollege Hans Bernhard Ruß in der Augustinerkirche bildeten einen gelungenen Auftakt in die Werkwoche.

  

Die Werkwoche – abwechslungsreich und klar strukturiert

Am Dienstag starteten die 12 Kurse. Die Themenbereiche umfassten Liturgisches Orgelspiel, Literaturspiel, Kantorengesang und Chorleitung.

Gemeinsam mit dem Kollegenteam der hauptamtlichen Kirchenmusiker/innen des Bistums hatten DMD Rainer Aberle und stv. DMD Stefan Walter ein vielfältiges Programm vorbereitet – mit folgender Tagesstruktur (ab Dienstag):

  • Im Priesterseminar:
  • Morgenimpuls in der Hauskapelle (8.45 Uhr)
  • Gemeinsames Chorsingen in der Aula (9.00 – 10.00 Uhr)
  • Kurze Kaffeepause
  • Kleingruppenarbeit an verschiedenen Instrumenten in der Würzburger Innenstadt (10.15 – 12.00 Uhr)
  • Mittagessen – Erholungspause – kurze Kaffeerunde im Priesterseminar
  • Kleingruppenarbeit an verschiedenen Instrumenten in der Würzburger Innenstadt (15.00 – 17.00 Uhr)
  • Gemeinsames Chorsingen (Chorplenum) (17.00 – 17.45 Uhr)
  • Gemeinsames Abendessen im Priesterseminar
  • Abwechslungsreiches Abendprogramm

  

Liturgisches Orgelspiel

Als Gastdozent referierte der Regensburger Domorganist Prof. Franz Josef Stoiber sehr eindrucksvoll und ausführlich über die Themen: Orgelspiel im Gottesdienst in verschiedenen Stilen und Formen, Intonationen, Vorspiele, Liedbegleitung – sowie über romantische Klänge: Liedbegleitung und Improvisation im Stile des 19. Jahrhunderts an der Orgel in St. Adalbero.

In seinem Improvisationskurs ging DMD Rainer Aberle auf die Themen Psalmenbegleitung, Intonation von Kehrversen und Halleluja-Rufen ein. Sehr anschaulich – sei es meditativ, sei es virtuos - demonstrierte er anhand ausgewählter Beispiele aus dem Buch "Antwortpsalmen und Rufe vor dem Evangelium - Herausgeber: Walter Hirt“, wie Antwortgesänge stilsicher begleitet werden und der Gemeinde ein rasches Mitsingen ermöglicht werden kann (an der Rensch-Orgel in St. Adalbero).

Christoph Kruyer (Alzenau) bot folgende Themen in der Franziskanerkirche an: Wie improvisiere ich eine Toccata - Figuren, Module, Formen. Hierbei ging es um die Toccata der französischen Romantik und der klassischen Moderne und deren typischen Elemente: eine motorische Bewegung in den Manualen - kombiniert mit einer choralartigen Melodie im Pedal. Im zweiten Kurs ging zum einen um die Abgrenzung der französischen von der deutschen Orgelmusik und zum anderen um Debussys Postulat, die Musik „aus ihren Fesseln“ (Form, klassische Harmonik, Metrik, Instrumentation etc.) zu befreien. Schrittweise wurde von Kruyer der Weg von der Auflösung der klassischen Harmonik über die spätromantische Harmonik César Francks und die impressionistischen Klänge eines Debussys zu den typisch französischen Harmonien von Langlais, Duruflé, Vierne, Alain, Saint-Saëns, Poulenc und Messiaen aufgezeigt.

In seinem sehr gut besuchten Kurs in St. Adalbero referierte Regionalkantor Peter Rottmann (Münnerstadt) über das Thema "NGL auf der Orgel anhand der Akkordbezeichnungen im Gotteslob". Dabei wurde den Organistinnen und Organisten eine Fülle von unterschiedlichsten, leicht umzusetzenden Techniken hinsichtlich des individuellen Charakters der ausgewählten Lieder vorgestellt.

"Die Führung des Gemeindegesangs: Aspekte zu Tempo, Rhythmus, Artikulation, Registrierung" - unter diesem Titel lud Stiftskantorin Caroline Roth (Aschaffenburg) in die Franziskanerkirche ein. Das Geschenk der Kursteilnehmer/innen an die Referentin war das große entgegengebrachte Vertrauen. So war es möglich, innerhalb kürzester Zeit sehr intensiv, persönlich und individuell, aber auch humorvoll gemeinsam das Thema zu bearbeiten. Neben den rein technischen und fachlichen Fragen konnten in angenehmer Atmosphäre und großer Offenheit auch persönliche Anliegen eingebracht werden – wie z.B.: "Wie gehe ich mit der Aufregung vor einem Gottesdienst um?", "Was mache ich, wenn meine Hände zittern?“. Somit war der Kurs nicht nur für die Teilnehmer/innen erhellend, sondern auch für die Referentin sehr bereichernd.

Kantorin Anke Willwohl (Würzburg) führte die Kursteilnehmer/innen in die Grundlagen des Liturgischen Orgelspiels ein und behandelte das Thema „Erste Schritte in der freien Orgelimprovisation: Frage-Antwort, Echo, Motiverarbeitung auf Basis einfachster Harmonien, Bordunquinten“.

  

Orgelliteraturspiel

Auch die Themen der Orgelliteraturkurse waren breit gefächert. Unter dem Motto „Heitere Orgelmusik“ stellte Bernhard Seelbach (Karlstadt) in St. Peter und Paul jeweils die Literatur der Notengaben, „Penguins Playtime“ von Nigel Ogden und „My Beethoven“ von Andreas Willscher vor. Im Fokus stand die harmonische und formale Analyse der beiden Stücke. Hinweise zu Finger- und Fußsätzen und zur Spieltechnik sowie Tipps zur Registrierung und Manualaufteilung waren für die interessierten und überaus motivierten Teilnehmenden sehr hilfreich.

Anke Willwohl begeisterte die Kursteilnemer/innen in St. Peter und Paul unter dem Motto "Die Orgel groovt" mit Beispielen aus den Notengaben von Liselotte Kunkel "Twelve Tunes - Jazz-Choralbearbeitungen" und von Matthias Nagel "Freie Leadsheet-Musik II". Hierbei erläuterte Frau Willwohl die Struktur der Stücke und gab wertvolle Registrier- und Interpretationshilfen an die Teilnehmer/innen weiter.

In seinem ersten Kurs wurden von Stefan Walter „Intraden, Märsche Präludien, Trumpet Tunes (...auch ohne Trumpet) zum Ein- und Auszug“ vorgestellt: Interpretation, Registrierung, liturgischer Kontext; im zweiten Kurs: "Momente der Ruhe", besinnliche und meditative Orgelmusik aus dem 18. bis 21. Jahrhundert. Besonders wichtig war dem Referenten, die Möglichkeiten des legalen Notendownloads über entsprechende Webseiten und Portale aufzuzeigen sowie den weiteren Umgang mit digitalem Notenmaterial.

  

Gesang und Chorleitung

In seiner Funktion als Fachbereichsleiter für Liturgiegesang im Bistum Würzburg behandelte Bernhard Seelbach im Rahmen seiner Kantorenkurse zwei Themenbereiche: Am 1. Kurstag stand die Vorstellung und Erprobung von Rufen, Liedern und dt. Ordinariumsgesängen aus dem Gotteslob auf dem Programm. Am 2. Kurstag ging es um die Erarbeitung der neun erweiterten Psalmodiemodelle der Publikation „Antwortpsalmen und Rufe vor dem Evangelium“ von Walter Hirt. Alle Kantorinnen und Kantoren waren dankbar, viele neue Impulse mitnehmen zu können.

Sebastian Ferenz (Würzburg) referierte über das Thema „Theorie und Praxis der Kinder- und Jugendchorleitung“. In diesem Kurs wurden theoretischen Aspekte (Stimmentwicklung, Stimmdefizite, Verhaltensmuster, Probenplanung) sowie praktische Themen (Stimmbildung, altersgerechte Liedauswahl, Motivationssteigerung) behandelt. Oft kam es hier zu einem regen Austausch, wobei die Teilnehmer/innen ihre eigenen Erfahrungswerte mit Kinder- und Jugendchören einbrachten. Dies erwies sich für die ganze Gruppe als äußerst bereichernd. Auch die Beispiele an konkreter Literatur mit sämtlichen Aspekten der Stimm- und Körperarbeit sorgten für das direkte Erleben ganzheitlicher (Kinder-)Chorarbeit.

Das täglich zweimal gemeinsam stattfindende Chorsingen wurde neben Diözesanmusikdirektor Rainer Aberle von Fachbereichsleiter Christian Stegmann (Kitzingen) und Sebastian Ferenz geleitet. Dabei gab es viele Anregungen für die Chorpraxis und zur Chorischen Stimmbildung. Für die gemeinsamen Gottesdienstfeiern wurden in facettenreicher Weise die Chorsätze erarbeitet. Grundlage hierfür bildete u.a. das Freiburger Chorbuch 2, welches alle Teilnehmenden mit nach Hause nehmen durften.

  

Abwechslungsreiches Abendprogramm

Das Abendprogramm wurde sehr gut angenommen: das Orgelkonzert in der Augustinerkirche, die besondere Weinprobe in den Kellern des Juliusspitals mit Pfr. Bernhard Stühler, der Rundgang mit dem Würzburger Nachtwächter und der von allen Teilnehmer/innen eindrucksvoll gestaltete Evensong in St. Adalbero - mit vorheriger Einführung durch Sebastian Ferenz. Gemeinsam mit Domvikar Paul Weismantel feierten alle in St. Adalbero am Freitag den Abschlussgottesdienst mit Reisesegen – ein Gottesdienst, der von allen Teilnehmenden in besonderer Weise musikalisch gestaltet wurde.

  

Fazit

Von der 1. Kirchenmusikalischen Werkwoche waren alle durchwegs begeistert. Die Feedbackrunde zum Abschluss zeigte eine hohe Motivation der Teilnehmenden, die erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen in die Praxis vor Ort umzusetzen. Vom Vorbereitungsteam wurden die Anregungen und Wünsche der Teilnehmer/innen gerne aufgenommen, denn schließlich ist die 2. Werkwoche im Jahr 2025 bereits in Planung.

  

Stefan Walter
stellv. Diözesanmusikdirektor