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Berufung, Abschied und Premieren

Würzburg (POW) Das Goldene Priesterjubiläum von Bischof Dr. Paul-Werner Scheele an Ostern hat thematisch das Jahr 2002 im Bistum Würzburg geprägt. „Seht auf eure Berufung“ lautete das Motto sowohl des bischöflichen Fastenhirtenbriefs als auch der Kiliani-Festwoche, die rund 12.000 Menschen in den Kiliansdom führte. Die eigene Berufung zu erkennen und die Berufung anderer zu fördern, ist angesichts des sich zunehmend stärker auswirkenden Priestermangels und des Zusammenrückens der Gemeinden Gebot der Stunde.
 
Dass neben dem Priestermangel im Bistum die Zahl der Ordensleute drastisch zurückgeht, mussten neben manchen Pfarrgemeinden vor allem die Universitätskliniken in Würzburg und das Exerzitienheim Himmelspforten spüren. Erlöserschwestern und Oberzeller Schwestern verabschiedeten sich von beiden Einrichtungen. Im Wallfahrtsort Mariabuchen sorgte der Weggang der bayerischen Kapuziner für Aufregung. Unterschriften wurden für ihren Verbleib gesammelt, zahlreiche Verhandlungen geführt. Da die Kapuziner aber kaum Ordensnachwuchs haben, war die Entscheidung nicht mehr abzuwenden. Schnell ergab sich darauf eine Lösung: Polnische Franziskanerminoriten der Warschauer Provinz übernahmen Anfang Oktober die Seelsorge in Mariabuchen.
 
Einsame Spitze in Bayern waren die Katholiken der Diözese bei den diesjährigen Pfarrgemeinderatswahlen. Mit 36 Prozent Wahlbeteiligung hängten sie die anderen sechs Diözesen um mehrere Prozentpunkte ab. Als großer Erfolg erweist sich die diözesane Initiative „Familie – bärenstark“. Am Kilianifest stellte sie ihre Ideenkiste vor. Über 300 Gemeinden hatten rund 700 Ideen für familienfreundliche Lebensräume eingereicht. Premiere gab es für ein ökumenisches Projekt: Erstmals pilgerten evangelische und katholische Christen zum Kreuzberg in der Rhön. Das gemeinsame Zeugnis aller Christen wird in heutiger Zeit immer wichtiger. Darauf wies Bischof Scheele im Lauf des Jahres immer wieder hin. Der Startschuss für einen anderen Pilger- und Wanderweg fiel an Maria Himmelfahrt in Würzburg: Auf Initiative von Pfarrer Josef Treutlein entstand der Fränkische Marienweg, der 50 Marienwallfahrtsorte in ganz Unterfranken verbindet. Seinen Abschluss fand das Bischöfliche Erhebungsverfahren zur Seligsprechung von Pfarrer Georg Häfner. Die Informationen über den im Konzentrationslager Dachau gestorbenen Märtyrerpriester sind nun in Rom und werden dort geprüft.
 
Die Spendenfreudigkeit der Katholiken im Bistum Würzburg zeigte sich neben der Unterstützung der zahlreichen Hilfswerke heuer besonders bei der Sonderkollekte für die Flutopfer in Sachsen. Obwohl viele Pfarreien bereits eigene Hilfsaktionen für die Menschen in den Hochwassergebieten durchführten, kamen bei der kurzfristig angesetzten Sammlung Anfang September über 380.000 Euro zusammen. Die Kollekte wurde direkt an die Diözese Dresden-Meißen überwiesen, wo das Geld vor Ort ohne Blick auf die Konfession geschädigten Menschen zugute kam.
 
Als größtes Bauprojekt der Diözese wurde das Marienstift in Schweinfurt nach fast siebenjähriger Bauzeit fertig gestellt. In Würzburg gehen die Erneuerung des Kilianshauses sowie der Neubau von Diözesanarchiv und Diözesanbibliothek dem Ende entgegen. Neue große Bauprojekte sind das Kolping-Center-Mainfranken des Kolpingwerks in Würzburg, das Martinushaus in Aschaffenburg sowie die Theresia-Gerhardinger-Realschule der Diözese in Amorbach. Bis September 2004 entsteht im Odenwald ein lichtdurchfluteter moderner Atriumsbau, in dem Klassenzimmer und Fachräume für zwölf Klassen untergebracht werden. Der Neubau der Schule kostet rund 8,3 Millionen Euro. Über die Hälfte davon trägt die Diözese Würzburg aus Kirchensteuermitteln.
 
Personell gab es Veränderungen an der Spitze des Caritasverbands, wo Domkapitular Dietrich Seidel die Aufgabe von Domkapitular Prälat Karl Rost übernahm. Das Domkapitel wählte Dompfarrer Prälat Kurt Witzel zum Domdekan. Neue Domkapitulare im Jahr 2002 sind Dr. Stefan Rambacher und Dietrich Seidel. Als Personalchef im Bischöflichen Ordinariat gab Bertold Baunach die Aufgabe weiter an Thomas Lorey. Im Amt des Domkapellmeisters löste der 30-jährige Martin Berger Professor Siegfried Koesler ab, der 31 Jahre an der Würzburger Kathedrale wirkte. Weiter Vorsitzender des Diözesanrats ist Norbert Baumann aus Schweinfurt. Die Mitglieder des Laiengremiums wählten Baumann für weitere vier Jahre in diese Aufgabe. Zuvor hatte sich der neue Diözesanrat konstituiert.
 
Für negative Schlagzeilen sorgte der sexuelle Missbrauch eines Kindes durch einen Priester im Bistum Würzburg. Seitens der Diözesanleitung wurde sofort reagiert, der Priester von seinen Aufgaben entbunden und der Familie Hilfen angeboten. Im Juni wurde der Seelsorger zu einer Bewährungsstrafe von zehn Monaten und zur Zahlung eines Bußgelds verurteilt. Die römische Glaubenskongregation urteilte, dass der Priester nicht mehr in der ordentlichen Seelsorge eingesetzt werden dürfe. Mittlerweile sind die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch von Kindern für das Bistum Würzburg umgesetzt.
 
Weiteren Medienwirbel verursachte die Auseinandersetzung zwischen der römischen Glaubenskongregation und dem Münsterschwarzacher Benediktinerpater und Zen-Meister Willigis Jäger. Nach mehrmonatigen Vermittlungsversuchen des Abtes von Münsterschwarzach und der Diözesanleitung verließ der 77-jährige Jäger das Kloster für zunächst drei Jahre und verzichtete auf die Ausübung seiner priesterliche Tätigkeit. Trotz des ihm auferlegten römischen Schweigegebots und Jägers Versprechens, sich daran zu halten, führt er seine seelsorgerische Tätigkeit fort und lehrt weiterhin seinen Weg der christlichen Mystik.
 
Unter den Toten des Jahres sind besonders die beiden Bibelwissenschaftler Professor Dr. Josef Schreiner und Professor Dr. Dr. Rudolf Schnackenburg zu nennen. Darüber hinaus galt es von Priesterpersönlichkeiten wie beispielsweise die Monsignori Karl Rügamer, Ewald Brandstetter und Alfred Rost sowie Militärdekan a.D. Prälat Werner Köster Abschied zu nehmen. In der sakralen Musik verstummte die Stimme des Komponisten Bertold Hummel.
 
Bleibt schließlich noch eine sehr positive Nachricht zu melden: Die Würzburger Priesterseminaristen sind auch im Jahr 2002 Spitze und Deutscher Fußballmeister der Priesterseminare.
 
(5102/1660)