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Wort zum Wochenende

Das eigene Ich steht der Umwelt nicht gegenüber

Zu danken für Gottes schöne Schöpfung erscheint leicht von den Lippen zu gehen so Erzpriester Martinos Petzolt

Immer wieder neue und oft auch gleiche Katastrophen füllen die Zeitungen. Wenn es nicht brennt, gibt es Überschwemmungen, es friert zur falschen Zeit oder die Hitze will nicht abklingen, es gibt Erdbeben und Vulkanausbrüche. Die Umwelt macht uns zunehmend Probleme und wir machen der Umwelt zunehmend Probleme. Doch über „Umwelt“ zu reden greift eigentlich zu kurz, denn für jeden auf diesem Planeten gibt es eine jeweils andere Umwelt, weil der Bezugspunkt zur Umwelt jeweils das eigene Ich ist. Wäre es nicht besser, von der Schöpfung zu sprechen, denn die verweist auf ihren Schöpfer. Und das eigene Ich steht der Umwelt nicht gegenüber, sondern ist in die Schöpfung eingebettet. Die orthodoxe Vesper beginnt grundsätzlich mit dem Schöpfungspsalm 104. Auch ohne ein spezielles Erntedankfest oder das neu im orthodoxen Kirchenjahr eingefügte Schöpfungsgedenken ist jedes Abendgebet vom Dank für die Schöpfung geprägt, vom Lobpreis des Schöpfers für sein Gottsein und seine Schöpfung: Alles was er getan hat ist gut, ihm allein gebührt Lob und Dank. Zu danken für Gottes schöne Schöpfung erscheint leicht von den Lippen zu gehen und ist sogar durchaus romantisch. Aber für alles? Der Psalm ist nüchtern und erwähnt auch rauchende Berge, Flammen und Stürme und gefährliche Meerestiere als Beispiele einer keineswegs harmlosen Natur. Der Dank soll aber offensichtlich für ausnahmslos alles gelten, unabhängig vom Gesichtspunkt der eigenen möglicherweise bedrohlichen Umwelt, unabhängig von dem, was der Einzelne für gut oder schlecht hält, weil es ihm nützlich oder gefährlich ist. „Dankt für alles“, ermuntert der Apostel Paulus seine Adressaten in Thessaloniki und begründet: „denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus“. Wer in eine orthodoxe Kirche tritt, sieht in der zentralen Kuppel, wie auch früher in romanischen Kirchen, Christus als Pantokrator gemalt, als Allherrscher. Er hält keine Insignien der Macht in seinen Händen, sondern das Evangelienbuch und segnet mit seiner Rechten das ganze Erdenrund. Oft ist das Evangelium auch aufgeschlagen mit dem Text: „Kommt alle zu mir, die ihr euch müht und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Wer zu diesem Allherrscher läuft, weiß, dass die ganze Schöpfung in seiner Hand ist und dass er die Menschheit zu Gott dem Vater führen will und wird. Der Gläubige hofft nicht auf einen guten Ausgang der Geschichte, sondern weiß sich bereits auf der Seite des Siegers, der nicht siegen wird, sondern bereits gesiegt hat, allen Widrigkeiten zum Trotz. Und dann kann er „Dank sagen für alles“ oder einfach „Gott sei Dank“.

Erzpriester Martinos Petzolt ist griechisch-orthodoxer Pfarrer der Gemeinde „Drei hl. Hierarchen“ von Würzburg.