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Gedanken zum Evangelium - 27. Sonntag im Jahreskreis

Seid gesegnet!

Jesus legt den Kindern im Evangelium die Hände auf. Er ist damit einVorbild für uns. Drei Beispiele zeigen, wie man heute Mädchen undJungen segnen kann – kleine wie große.

Evangelium

In jener Zeit kamen Pharisäer zu Jesus und fragten: Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus der Ehe zuentlassen? Damit wollten sie ihn versuchen.

Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben? Sie sagten: Mose hat gestattet, eine Scheidungs­urkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen.

Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben. Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie männlich und weiblich erschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutterverlassen und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.

Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber. Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Eheentlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Und wenn sie ihren Mann aus der Eheentlässt und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch.

Da brachte man Kinder zu ihm, damit er sie berühre. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht. Als Jesusdas sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht soannimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.

Markusevangelium 10,2–16

Nach der Geburt

„Wenn ein Kind geboren wird, spüren Eltern ganz besonders, dass sie nicht alles in der Hand haben“, sagt Juliane Gayk. Die Essener Pfarrerin bietet mehrmals im Jahr zusammen mit katholischen Kolleginnen und Kollegen Segensfeiern für Neugeborene an. „Wir bekommen darauf ganz viele positive Reaktionen“, sagt sie. Inzwischen feiern sie in zwei Kirchen, „damit die Familien kurze Wege haben und es nicht zu voll wird“.

Wenn wenigstens ein Elternteil Mitglied einer Kirche ist, bekommen die Pfarrämter Meldung über die Geburt. „Und dann laden wir die Familien per Brief ein“, sagt Gayk. Etwa zehn Prozent kommen, darunter viele, die sonst wenig Kontakt zu ihrer Gemeinde haben. „Manche bringen Kind und Kegel mit, es sind aber auch viele Alleinerziehende dabei“, sagt Gayk. Und religionsverschiedene Familien. „Die sagen oft, dass sie ihr Kind nicht taufen lassen möchten, sich aber freuen, dass ihm der Segen Gottes zugesprochen wird.“

Eingebettet ist der Segen in eine kleine Liturgie. „Es gibt Musik, Gesang und als Schriftlesung das Evangelium von der Segnung der Kinder“, sagt Gayk. Eine kurze Predigt erklärt, was Segen bedeutet. „Wir wollen den Eltern Mut machen, ihre Kinder zukünftig auch selbst zu segnen. Segen ist ja kein Privileg für Spezialisten.“

Zum Segen kommen die Familien einzeln nach vorne. Das Baby wird gesegnet, „aber auch die Eltern oder Geschwister, wenn sie das möchten“, sagt Gayk. Diese kurzen Begegnungen seien „ein sehr besonderer Moment“, so die Pfarrerin. Bewegend, dicht, persönlich. „Gerade, wenn die Schwangerschaft oder die Geburt schwierig waren.“ Aber auch sonst tue es jungen Eltern gut zu hören, „dass Gott mitgeht“.

Zum Abschluss bekommt jede Familie ein Geschenkpaket. „Darin ist ein Flyer, auf dem ein Lied und das Evangelium stehen und eine kleine Anleitung, wie es geht, wenn man seine Kinder selber segnen möchte“, sagt Gayk. Dazu ein Holzengel, „auf dem Babys sogar rumkauen können“ und ein Lätzchen mit der Aufschrift „Ich bin gesegnet – auch wenn mal was daneben geht“.

Eine Konkurrenz zur Taufe will die Segensfeier genauso wenig sein wie eine Hinführung. „Der Segen Gottes steht für sich“, sagt Juliane Gayk. Manchmal werde sie gefragt, ob sie ein Kind nicht auch taufen könne. „Aber dann verweisen wir meist auf die Gemeinden, in denen die Familien wohnen. Da ist der richtige Ort für die Taufe.“

Susanne Haverkamp

Bei der Einschulung

Der schönste Augenblick in einem Gottesdienst zur Einschulung ist für Dirk Schnieber der, in dem er die Kinder segnet. „Zu segnen ist für mich die Champions League, das ist das Größte. Da gibt es Kinder, die so in sich ruhen und das so toll finden, dass ich denke: Da ist gerade eine Verbindung. Dieses Kind glaubt mir, dass es Gott gut mit ihm meint.“

Schnieber ist Gemeindereferent in der Pfarrei Christus-König in Osnabrück. Nach den Sommerferien hat er einen Einschulungsgottesdienst gefeiert. Er traf auf aufgeregte Kinder und nervöse Eltern. „Es beginnt ja ein völlig neuer Lebensabschnitt. Die Einschulung ist für alle ein sehr besonderer Tag“, sagt er.

In dem ökumenischen Gottesdienst achten er und sein evangelischer Kollege darauf, dass sie bekannte Lieder und eine erläuternde Sprache verwenden. Schnieber sagt etwa: „Das Vaterunser ist ein so wichtiges Gebet, dass wir dafür aufstehen wollen.“ So bringt er niemanden in Verlegenheit. „Das ist doch das Wichtigste: dass wir von einem Gott erzählen, der uns alle als geliebte Kinder ansieht“, sagt er.

Dann lädt er die Schulkinder in den Altarraum ein. Er, der evangelische Pastor und die Lehrkräfte segnen sie. Schnieber legt dafür ganz leicht Zeige- und Mittelfinger auf den Kopf des Kindes, zeichnet mit dem Daumen das Kreuz auf die Stirn und sagt: „Gott segne und beschütze dich“ oder „Gott begleitet dich immer auf deinem Weg“.

Diese Sätze fallen ihm spontan ein. „Ich sehe das Kind und weiß, was ich sagen möchte“, sagt er. Diesen Rat gibt er auch den Lehrerinnen und Lehrern. „Wenn wir uns vorher in der Sakristei treffen und einander den Segen zusprechen, dann sage ich immer: ‚Ihr müsst sagen, was ihr fühlt‘“.

Für einen Moment entsteht eine Verbindung. „Meine Hände ruhen einen Augenblick auf der Stirn des Kindes und wir schauen uns in die Augen“, sagt Schnieber. „Und ehe ich etwas sage, ist da dieser Moment der Stille. Und schweigen ist manchmal wirkungsvoller als sprechen.“

Kerstin Ostendorf

Wenn sie älter sind

Als mein Vater gestorben war, habe ich ihm ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet und still Gott um seinen Segen für diesen wichtigen Menschen in meinem Leben gebeten, für eine gute Aufnahme in seine Ewigkeit. Einige Tage später erzählte mein ältester Bruder, dass er das auch gemacht habe.

Dieser Segen ist eine Geste, die wir aus unserer Kindheit kannten. Papa kam oft abends in unsere Zimmer und machte das Kreuz auf unsere Stirn, um uns eine gute – gesegnete – Nacht zu wünschen. Eine Geste voller Zuneigung und Gottvertrauen, die wohl so prägend war, dass wir unabhängig voneinander meinten, dass sie die richtige Geste zum Abschied von unserem Vater sei.

Meine Frau und ich haben dieses Ritual für unsere Kinder übernommen. Wenn sie morgens das Haus verlassen, wenn wir ihnen „Gute Nacht“ wünschen, segnen wir sie mit dem Kreuz auf der Stirn. Wir wollen sie unter den Schutz Gottes stellen, ihnen mitgeben, dass sie uns wichtig sind und wir Menschen unseren Weg nicht alleine gehen.

Wenn wir das Kreuz beim Abschied mal vergessen, fordert eine unserer Teenager-Töchter den Segen sogar aktiv ein. Und: Immer wieder zeichnet sie uns ein Kreuz auf die Stirn. Das war anfangs befremdlich. Doch: Warum sollte sie nicht auch ihren Eltern den Segen Gottes wünschen?

Ob mit einem solchen Kreuzzeichen immer eine tiefe Glaubensüberzeugung verbunden ist? Ich weiß es nicht. Schließlich glaube ich, dass Gott die Menschen auch ohne den ausdrücklich gewünschten Segen begleitet. Ich kann auch nicht rational erklären, warum ich in einer Kirche Kerzen anzünde. Gott würde mein Gebet auch ohne das Licht wahrnehmen. Und vielleicht ist es für unsere Tochter auch eher ein Ritual, das Verbundenheit ausdrückt. Aber: Es ist ein Zeichen, das deutlich macht, dass es mehr gibt auf der Welt, als wir sehen können.

Und so wie mein Bruder und ich uns an die väterliche Segensgeste erinnern, können meine Kinder das später hoffentlich auch. Dieser Segen wird schon nicht ohne Wirkung bleiben ...

Ulrich Waschki