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Im Gespräch

„Wir wollen Vorurteile überwinden“

Was die Aufführung des Musiktheaters „Hiob“ nach Joseph Roth im Festsaal der Würzburger Erlöserschwestern besonders aktuell macht – Interview mit Siegfried Hutzel, einem der Regisseure – Produktion des Wirsberg-Gymnasiums

Würzburg (POW) Das Würzburger Wirsberg-Gymnasium führt von Donnerstag, 4., bis Montag, 8. Juli, jeweils um 19 Uhr im Festsaal der Erlöserschwestern, Bibrastraße 6 in Würzburg, das Musiktheater „Hiob“ nach der Vorlage von Joseph Roth auf. Im folgenden Interview erklärt Siegfried Hutzel, einer der Regisseure, unter anderem, warum das Stück und der Aufführungsort besonders aktuell sind

POW: Das Wirsberg-Gymnasium führt „Hiob“ nach Joseph Roth in den Räumen der Würzburger Erlöserschwestern als Musiktheater auf. Was macht die Inszenierung dieses Stücks zum aktuellen Zeitpunkt an diesem Ort besonders?

Siegfried Hutzel: Erstmals führen wir unser Wirsberg-Musiktheater-Projekt bei den Erlöserschwestern in der Bibrastraße auf. Es war uns vorab nicht bewusst, welche Geschichte dieser Ort hat, an dem wir ausgerechnet mit unserem „Hiob“ gastieren. Seit 1883 diente das Gebäude der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt (ILBA). Nach den Novemberpogromen 1938 wurde es zu einem Sammelquartier für jüdische Bürger, die aus ihren Wohnungen dorthin vertrieben worden waren. Bis zu 200 Menschen lebten dort in drangvoller Enge ohne Privatsphäre. Und schließlich war hier das Sammel- und Zwangsquartier, von dem am 17. Juni 1943 die letzte größere Deportation startete. Die Installation der Koffer am Bahnhof erinnert an dieses traurige Ereignis. „Koffer“ spielen auch in unserer Inszenierung eine wichtige Rolle, da die Suche nach Heimat die jüdische Geschichte von ihren biblischen Anfängen bis in die Neuzeit, aber auch die Familie unseres „Hiob“ betrifft. Schließlich haben auch in diesen Tagen unsere jüdischen Mitbürger in Deutschland ihre Koffer noch nicht gepackt, aber zumindest „hat der eine oder andere nachgeschaut, wo er den leeren Koffer auf dem Dach verstaut hat“, wie Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, kürzlich in einem Interview sagte. 

POW Sie sind einer von der drei Regisseuren. Welche künstlerischen Entscheidungen haben Sie bei der Inszenierung von „Hiob“ getroffen? Gibt es bestimmte Aspekte, die Sie hervorheben wollten?

Hutzel: Wir inszenieren den Roman in Form eines Bilderbuchs einer Familiengeschichte. Die raschen Orts- und Personenwechsel des Romans sind einerseits ein Problem, andererseits bringen sie Tempo in die Handlung. Wichtig für uns ist es, dass wir die Menschen zeigen, die uns hier begegnen. Dazu dient auch die Stückauswahl unserer Livemusik. Das Stück beginnt in der heutigen Ukraine, im ehemaligen russischen Zarenreich. Jüdische Klezmermusik und russische Volkslieder haben eines gemeinsam: Sie sind oft melancholisch, aber auch voller überschwänglicher Lebensfreude.

POW: Welche Botschaft möchten Sie dem Publikum durch diese Aufführung vermitteln?

Hutzel: Wir wollen Vorurteile überwinden, indem wir die Menschen menschlich zeigen: Schwächen und Stärken, Glaube, Hoffnung und ihr Umgang gegenüber Schicksalsschlägen. Unsere Geschichte erzählt ausgerechnet von Juden, Russen und Amerikanern. Dabei ist es uns wichtig, dass wir mit unserer Inszenierung nicht belehren, sondern das Publikum teils ernst, teils humorvoll unterhalten. Der jüdische Humor hat uns dabei sehr geholfen.

POW: Am 22. Juli um 19 Uhr gibt es zu dem Stück ein Podiumsgespräch, unter anderem mit Bischof Dr. Franz Jung und dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster. Was erwartet die Teilnehmer dort?

Hutzel: Unser Thema ist „Hiob – eine Familie auf der Suche nach Heimat“ – Judentum gestern und heute. Ich denke, dass unsere Gesprächspartner viel dazu beitragen können, Vorurteile abzubauen und die Schönheit der Religionen zu beschreiben. Auch diesen Abend wollen wir mit Szenen aus dem Stück und Musik unterhaltsam gestalten.

Interview: Markus Hauck (POW)

Karten zum Stückpreis von zehn Euro (ermäßigt fünf Euro) gibt es unter E-Mail hiob.wirsberg2024@gmail.com. An allen Aufführungstagen gibt es um 18.15 Uhr eine Werkeinführung. Zum Podiumsgespräch am 22. Juli (Eintritt frei) wird um Anmeldung unter E-Mail hiob.wirsberg2024@gmail.com gebeten.

(2724/0692; E-Mail voraus)

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